Eigentlich bin ich kein religiöser Mensch, aber neulich, als mir eine Handgranate ins offene Wagenfenster fiel, sandte ich ein Stoßgebet zum Himmel. Heiliger Florian, betete ich, möge dies doch bitte nur der Simulationsmodus sein! Mehr Zeit hatte ich auch nicht, denn ich musste noch schnell den pockennarbigen Schurken übermangeln und dann nichts wie raus aus der Karre! Ich hatte Dusel: Das Auto explodierte und sprengte so das Sicherheitstor der Finsteren Gesellen GmbH auf, in deren Keller der Welt größte Neutronenbombe darauf wartete, von mir entschärft zu werden. Ich mähte die Wachen nieder und verschaffte mir Zutritt zum Verlies. Jetzt nur noch das rote Kabel mit dem blauen kurzschließen – oder doch umgekehrt? Der Zeitzünder fing an, hektisch zu piepen und ich suchte das Weite. Auf dem Weg betete ich zur Heiligen Jungfrau und zum allgütigen Vater: Bitte, gebt, dass dies nur der Simulationsmodus ist, bitte, bitte… Der Rumms ging mir durch Mark und Bein und für kurze Zeit wurde es schwarz. Ich kämpfte mich durch die rauchenden Überreste unserer Welt und vergoss eine Träne für unsere Spezies, aber dann musste ich mich gleich wieder beeilen. Die Strahlungswerte stiegen rapide an und die Fluchtrakete war noch ein Eckchen weg. Zum Glück war ich als Erster da, denn ich hatte keine Lust, eine Reise zu anderen Welten mit dem amerikanischen Führer oder durchgeknallten Milliardären zu teilen. Als die Präsidentenmaschine vor dem Raketensilo aufsetzte, schoss ich schon nach oben. Tschüss, Erde! Anderswo kann es auch schön sein. Auf Plickrödel II zum Beispiel, wo mich eine siebenäugige Gurke mit Speis und Trank willkommen hieß. Es gab Warzenbeeren mit angekohlten Kaknüssen sowie vergorenen Sternschlangeneiter. Und danach gibt es, versprach sie mir augenzwinkernd, einen Nachtisch ganz besonderer Art, wohlverdient nach einsamer Reise durch interstellaren Raum. Ich dagegen betete zu allen Göttern des Universums, ich flehte zum Simulationsmodus selbst. War das noch Level 1?

05/2018