Die Echtheit der Darstellung ist wie so Vieles aus jener Zeit nicht verbürgt.
Eines der ersten parallelsemiotischen Experimente, das (lange vor deren systematischer Formulierung durch Gehirnthaler, Denkforsch et al) stattgefunden hat.
Hintergrund war die als ungerecht und empfundene Bewertung einiger deutscher Weine durch namhafte Wein- und Restaurantkritiker und die in ihren Gutachten verwendeten vollmundigen Vokabeln wie „glückvoll“ und „die Zunge umheischend“, mit denen etwa der Rübelspützer Wasserkopf gelobt wurde, wohingegen ganze Jahrgänge des Plörracher-Schüsselrebe-Cuvees als „entkörpert“, „ansatzstrebend“ und „flachgründig“ diskreditiert wurden. Die Winzerschaft war aufgebracht und glaubte nicht, dass die o.g. Begriffe tatsächlich der objektiven Beschreibung von Geschmacksnoten und nicht nur der Selbstinszenierung von Worttgewalt dienten.
In einer konzertierten Aktion wurden also die Kritikaster teils unter falschem Vorwand in das liebliche Pfälzer Städtchen Schirrach gelockt, teils aber auch unter Androhung von Waffengewalt dorthin entführt. Im Schirracher Ratskeller zwang man die angeblichen Kenner dazu, die bereits begutachteten Weine blind zu testen und anhand der eigenen Weinkritiken zu identifizieren.
Die Experten sahen ihr jammervolles Scheitern nicht mehr abzuwenden und ersannen eine List. Sie baten sich aus, auch die Wirkmächtigkeit der Kollegengutachten zu überprüfen und forderten noch mehr Proben als die bereitgestellten. Dann brachten Sie Ihre Entführer dazu, selbst das eine oder andere Gläschen zu probieren („Meinen Sie nicht, hier ist etwas mehr Säure als im Vorigen...“), bis schließlich die gesamte Gesellschaft strunzenhackendicht war und sich auf ewig verbrüderte. Das Gelage dauerte zwei Wochen und umfasste längst nicht nur die ursprünglichen Teilnehmer, sondern auch so zemlich alle ansatzweise trinkfreudigen Schirracher Bürger*innen und darüber hinaus noch etliche Vertreter der Nachbargemeinden, Weinbauern, Kellerleute u.s.f. Die Veranstaltung artete zum Happening aus und wäre sicher in den Annalen der Önologie vermerkt worden, wenn nicht zwischendurch der erste Weltkrieg ausgebrochen wäre, in dessen Verlauf die Stadt mehrfach die territoriale Zugehörigkeit wechselte.
Nach Kriegsende wurde der heute noch gebräuchliche Kriterienkatalog und das Beschreibungsinventar von einer paritätisch besetzten (und nicht minder besoffenen) Arbeitsgruppe beschlossen.