
Tarotkarten sind Quelle der und Schlüssel zur parallelen Semiotik, weil hier qua self-fulfilling prophecy primär zeichenhafte Sachverhalte außertextlichen Realitätsstatus bekommen: Gelenkt durch die Konstellation der Bildkarten, wird der Kartenleger bestenfalls zum halben Autor; die andere Hälfte der Geschichte erfindet sich selbst.
Die Tradition der Tarotkarten reicht bis weit in die Zeit der Kabbala zurück, jedoch gelten die Sinti und Roma als die Begründer der Wahrsagerei mit Tarotkarten. In Jahrhunderten scheinbar zielloser Suche hatten diese fahrenden Völker das esoterische Wissen verschiedenster, teilweise mittlerweile längst verschollener Kulturen assimiliert und für sich genutzt. Das Kartenlegen gewährte ihnen dann eine Art "Fahrplan".
Ein Satz Tarotkarten besteht aus einen erweiterten Kartenspiel aus 56 Karten (König, Dame, Reiter, Bube und die Werte 10 bis 1 in den "Farben" Stäbe, Schwerter, Münzen und Pokale), den sog. kleinen Arkanen. Hinzu kamen ursprünglich aus zahlenmystischen Gründen dreiundzwanzig große Arkanen (oder Trümpfe) - Bildkarten von herausgestellter Bedeutung, die die Grundlage der modernen Psychoanalyse bilden. Aus anderen zahlenmystischen Überlegungen wurde der dreiundzwanzigste Trumpf, der Knürratan, ersatzlos gestrichen, sodass ein Tarotspiel 1 + 2 + 3 + 4 + 5 + 6 + 7 + 8 + 9 + 10 + 11 + 12 = 78 Karten enthält.
