Der Demiurg ist ein Zwitter.
Alfred Kubin
Gott übergibt die Schöpfugsmacht an den Menschen. Gemälde von Bertollo Buitoni (1545)
Sammelbegriff für diejenigen Kosmogonien, in denen eine göttliche Kraft oder ein höheres Wesen Ursprung und Geistgeber unserer Welt ist, im Widerspruch etwa zur Evolutionslehre oder der Theorie von den Gott-Astronauten. Die Schöpfungslehre wird beispielsweise von den Kirchen vertreten und sieht ein Mehrstufenmodell vor, wie es etwa im Schöpfungsbericht, der sich über sieben Tage erstreckt, ausgeführt wird. Was dabei verschwiegen wird, dass Gott nach dem Ruhetag noch ein paar halbgare Dinge anfügte: Am achten Tage schuf er Hunde, Versicherungsvertreter, Radiocomedy, Wintersport und den 70er-Jahre-Pop. Am neunten Tage schuf er den 80er-Jahre-Pop, die 80er-Jahre-Mode, 80er-Jahre-Frisuren und die 80er-Jahre-Parties. Die am zehnten und letzten Tag der Schöpfung erschaffenen Dinge bleiben in Absprache mit allen Parteien an dieser Stelle ungenannt.
Im Fokus der parallelen Semiotik ist hierbei nicht relevant, wie glaubwürdig oder wirklichkeitsnah diese Art Geschichten sein mögen; stattdessen wird jede Schöpfung als eine Art Kunst und damit als Abbildungsprozess betrachtet bzw. untersucht. Wenn es also einen Schöpfergott gibt, so ist die Welt als Zeichensystem, die unter der Oberfläche verborgenen geo- und paläoontologischen Zeugnisse als ein theogener Retrogarbologismus anzusehen. Ob das dem Selbstverständnis des Menschen eine positive Note hinzufügt?