Gut gemacht, oder? Trotzdem "gefälscht": Plakatwerbung für Forindt-Kölsch aus dem Jahr 1990
Am 29.02.1986 beschloss der Direktor der Kölner Nationalgalerie Schlemihl Konrad „Schleko“ Forindt, seinem Leben eine komplett neue Ausrichtung zu geben. Am Vormittag hatte sich seine Fußpflegerin nämlich nach dem Anblick seiner Zehennägel extra eine Heckenschere zugelegt, jedoch nur, um sich damit geradewegs die Pulsadern zu öffnen; sein Hausclown hatte sich in eine Fleischereifachverkäuferin verliebt und war nach Bottrop durchgebrannt; die freundliche Dame von der Servicehotline der ortsansässigen Unterabteilung der philologischen Gesellschaft zur Reduktion der Ausbreitung des mehrfachen Genitivs, die ihm bisher so manches tröstende Wort gespendet hatte, war in ein anderes Call-Center versetzt worden und gab jetzt On-the-Fly-Anleitungen zur Wiederinstandsetzung zweckentfremdeter Heckenscheren – ach, das waren deutlich zu viele Veränderungen für einen Vormittag!
„Schleko“ Forindt fand, dass es Zeit für etwas Neues war, fügte der Berufsbezeichnung „Galerist“ auf seiner Visitenkarte handschriftlich den Vermerk „a. D.“ hinzu und widmete sich von nun an ganz dem Brauereigewerbe. Um der neuen Sorte Auftrieb zu verschaffen, erdachte sich Forindt eine nicht ganz neue, aber zumindest unter parallelsemiotischer Warte interessante Strategie: Auf den Bierdeckeln sowie den Etiketten wurde in mehreren miteinander verwobene Episoden die fiktive zweihundertjährige Geschichte der Forindt-Brauerei abgedruckt und mit zum Teil retrogarbologischen Mehtoden unterfüttert. In Köln selbst fand das Bier kaum Anhänger; in der parallelsemiotischen Community hingegen erfreut es sich größter Beliebtheit.
