eklat von boston

Viele sind ratlos, einer (Pfeil) tut harmlos. Die Zuschauer sind wie mit Blindheit geschlagen und erkennen ihr Idol zunächst nicht.

Immer mal wieder versuchen moderne Theatermacher, das Publikum und/ oder die Kritiker hinter dem Ofen hervorzulocken, indem sie in den Zuschauerreihen einen agent provocateur parken, der während der Vorstellung aufsteht und die Schauspieler bepöbelt oder anderweitig scheinbar seinem Unmut über die misslungene Inszenierung Luft macht. Was heute nicht nur halbwegs routinierte Theatergänger in Tiefschlaf versetzt, war in den Sechzigerjahren eine ganz große Nummer und wie alle ganz großen Nummern geht auch dieses Schmierentheater, semiotisch zwischen Betrug und Happening einzuordnen, auf Boo Wilbury zurück.

Für das zehnte Boston Olepork Open Air im Jahr 1968 war Boo Wilbury bereits als Ehrengast für den letzten Gig gebucht worden, als er noch mit Arbeiterliedern und Protestsongs die Ikone der  politischen Liedermacherei und der Gegenkultur darstellte. Zwei Wochen vor dem Auftritt lernte er jedoch während eines Karibik-Urlaubs den elektrifizerten Leierkasten kennen und lieben und setzte ihn fortan als Hauptinstrument ein.

Während des Bostoner Konzerts musste er feststellen, dass die völlig übernächtigten Festivalbesucher ihn mit seinem neuen Instrument offenbar gar nicht als Wilbury erkannten, sondern mit Neil Young verwechselten, der bereits im Vorprogsramm aufgetreten war. Um die Masse zu provozieren, ließ er einen Roadie im Publikum auf Hebräisch schlimme Schimpfwörter äußern, die er mit den Worten "Hä? Was? Kaum zu glauben!" kommentierte. Das Publikum erkannte das Idol und war hoch erfreut, Wilbury auf der Bühne zu sehen.  Der Provokator jedoch wurde von einigen aufgebrachten Fans verprügelt und vom Festivalgelände expediert. Seinen unter Schmerzen geäußerten Beteuerungen, es sei "alles abgesprochen", schenkte keiner Glauben.

Dass der angebliche Störer auf der Lohnliste des Meisters selbst gestanden hatte, wurde dann von A.J. Webermann nach mehrmaligem Rückwärtsabspielen der Live-Bootlegs herausgefunden. Wilbury selbst leugnet jedoch bis heute jeglichen Zusammenhang.