garbologie

A. J. Weberman, Erfinder der Garbologie, findet auf Wilburys Cornflakespackung, eine persönliche Mitteilung.

auch: Garbosophie, Garbomantie, Webermantie, Mülldeutung. Teilgebiet der Kulturwissenschaft, das sich mit der Deutung physischer Zeichen befasst, um daraus komplexe und scheinbar authentische Aussagen über einzelne Individuen zu treffen, welche die Zeichen aber weder bewusst noch freiwillig emittieren, sondern als Abfall („garbage") dem Vergessen übereignen wollen. In letzter Zeit wird beispeilesweise in sozialen Netzwerken nicht nur physischer, sondern auch digitaler Abfall („Datenmüll") zu Interpretations- und Marktforschungszwecken herangezogen.

Garbologen sind vor allem bei Künstlern verhasst, weil diese fürchten, dass das von den Kaffeesatzlesern angestrebte authentische Bild einen ganz normalen Menschen zeigt. Tilo Denkforsch kam dem zuvor, indem er schon seine Einkäufe öffentlich machte und sich (etwa bei Interviews) grundsätzlich mit einer Einkaufstüte ablichten ließ. Boo Wilbury hingegen, an dem die Garbologen klebten wie die Fliegen an der Sch***, machte aus der Not eine Tugend und begann, sämtlichen Abfall zu Geld zu machen (außer den seiner Bodyguards). Ähnlich verfuhr Frank Zappa, der sogar die LP „Joe's Garbage" veröffentlichte. Bei Dieter Bohlen dagegen war die Grenze zwischen Not und Tugend  ohnehin kaum zu erkennen.

Die parallele Semiotik untersucht dabei zwei zirkuläre Aspekte der Garbologie, nämlich erstens die Fragestellung, inwieweit das garbologische Interesse an einer Figur selbst Teil der Biografie derselben ist, und zweitens den ontologischen Status des Altpapiers und der Inhalte der zwar physisch, aber eben nicht endgültig entsorgten Zeichenträger, insbesondere natürlich solche, die wiederum garbologische Themen behandeln. A. J. Weberman, der Erfinder der Garbologie, fand in Wilburys blauer Tonne einen Brief an ihn (Weberman) selbst, den Wilbury eigens auf eine Cornflakespackung hatte drucken lassen. Seitdem ist er (Weberman) bei Dr. Gehirnthaler in Behandlung als unfreiwilliger Privatpatient (siehe auch: Retrogarbologismus).